Einsteiger 1x1
So funktioniert Packet Radio: Vom Funkgerät bis zum Raspberry Pi
Du bist neugierig auf Packet Radio, weißt aber noch nicht genau, wie das alles zusammenhängt? Dann bist du hier genau richtig! In unserem Technikbereich „Einsteiger 1x1“ zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie dein System aufgebaut ist – vom Funkgerät über das Modem bis hin zum Raspberry Pi und zur Antenne. Egal ob CB-Funk oder Amateurfunk: Das Prinzip ist immer ähnlich.
Was ist Packet Radio überhaupt?
Packet Radio ist eine digitale Betriebsart im Funkbereich, bei der Datenpakete (ähnlich wie bei E-Mails oder Chats) über Funkwellen gesendet und empfangen werden. Dabei funktioniert das Ganze ohne Internet – die Daten laufen direkt über Funkstrecken von Station zu Station. Es ist quasi das Funknetz der Computer, und es gibt es schon seit den 1980ern!
Die Hauptbestandteile eines Packet-Radio-Systems:
Damit dein Packet-Radio-System funktioniert, brauchst du folgende Komponenten:
- Funkgerät
- TNC oder Modem
- Computer (z. B. Raspberry Pi)
- Antenne mit Koaxkabel
(Optional: Netzteile, Endstufe, Mast etc.)
Lass uns die einzelnen Bauteile genauer anschauen und erklären, wie sie zusammenarbeiten:
1. Das Funkgerät – Deine Verbindung in den Äther
Das Funkgerät ist der klassische Einstiegspunkt. Es wandelt die digitalen Daten aus dem Computer in Funkwellen um – und umgekehrt. Du kannst ein CB-Funkgerät (z. B. auf 27,235 MHz) oder ein Amateurfunkgerät (z. B. auf 2 m oder 70 cm) verwenden. Wichtig ist, dass das Gerät einen Anschluss für einen externen Lautsprecher sowie eine PTT-Steuerung (Push-to-Talk) hat. Manche Geräte haben auch einen DIN-Anschluss für Packet Radio.
2. Der TNC – Terminal Node Controller oder „das Modem“
Der TNC (Terminal Node Controller) ist das Herzstück des Systems. Er übernimmt die eigentliche Datenübertragung. Vereinfacht gesagt:
Er hört dem Funkgerät zu, wandelt das analoge Tonsignal in digitale Daten um und gibt es an den Computer weiter.
Umgekehrt erzeugt er digitale Tonsignale, die das Funkgerät senden kann.
Es gibt klassische TNCs mit eigenem Betriebssystem (z. B. TheNet, X-Net) oder sogenannte Soundmodems, bei denen die Modulation über die Soundkarte erfolgt (z. B. bei direkter Verbindung zum Raspberry Pi oder PC).
Moderne Geräte unterstützen den sogenannten KISS-Modus (Keep It Simple Stupid), bei dem der TNC nur als Modem arbeitet und der Computer die Logik übernimmt.
3. Der Computer – Zentrale Steuerung, z. B. Raspberry Pi
Der Raspberry Pi (oder ein normaler PC) ist dein Steuerzentrum. Hier läuft die eigentliche Software – wie z. B. BPQ32, X-Net, LinPac, Direwolf oder F6FBB.
Diese Software verbindet sich mit dem TNC (meist über USB oder serielle Schnittstelle) und ermöglicht dir:
- Node-Routing (automatische Verbindungsweiterleitung)
- eine eigene Mailbox (BBS)
- Telnet-Gateway zum Internet
- Chat, Filetransfer und vieles mehr
Der Raspberry Pi ist stromsparend, kompakt und kann durchgehend laufen – ideal für den Dauerbetrieb!
4. Die Antennenanlage – Damit das Signal rausgeht
Ohne eine gute Antenne geht nichts. Für Packet Radio braucht man keine Super-DX-Anlage, aber ein gewisses Grundniveau muss stimmen:
- CB-Funk (11 m): z. B. Blizzard 2700 oder Gain-Master
- 2 m / 70 cm: Vertikalstrahler wie X-30, GP oder J-Pole
Das Koaxkabel sollte verlustarm sein (z. B. Hyperflex 7) und möglichst kurz gehalten werden.
Ein einfacher Mast mit 3–6 m Höhe ist schon ein guter Anfang. Wichtig: Die Antenne sollte möglichst frei stehen, um gute Reichweite zu ermöglichen.
Wie funktioniert nun die gesamte Verbindung?
Hier ist ein typischer Ablauf, wie alles zusammenarbeitet:
- Du gibst auf deinem Raspberry Pi (oder PC) einen Befehl ein (z. B. „connect“ zu einer Station).
- Der Pi sendet die Daten über USB an den TNC.
- Der TNC wandelt das Digitalsignal in Töne (AFSK, 1200 Baud).
- Diese Töne gehen zum Mikrofoneingang des Funkgeräts.
- Das Funkgerät sendet die Töne als Funkwellen über die Antenne.
- Am anderen Ende empfängt eine Station das Signal, und der Prozess läuft rückwärts.
- Voilà – du bist verbunden!
Beispielhafter Aufbau:
[Raspberry Pi] ⇄ [TNC im KISS-Modus] ⇄ [Funkgerät] ⇄ [Antenne]
Alternativ kannst du bei einem Soundmodem auch direkt vom Raspberry Pi über USB-Soundkarte zum Funkgerät arbeiten, z. B. mit Direwolf.
Was brauche ich zum Start?
Ein einfaches Einsteiger-Setup könnte so aussehen:
- CB-Funkgerät mit 4 W (z. B. DNT Zaphir)
- TNC2 oder USB-Soundmodem
- Raspberry Pi 3 oder 5 mit BPQ oder X-Net
- Vertikalantenne mit 6 m Mast
- 13,8 V Netzteil mit 5–10 A
- Koaxkabel Hyperflex 7 oder RG-58/U
- Optional: SDR-Empfänger für Monitoring
Und was kann ich alles machen?
- Verbindungen (Links) zu Nodes aufbauen
- Nachrichten verschicken (Mailbox/BBS)
- am Netz teilnehmen, das völlig ohne Internet funktioniert
- DX-Verbindungen aufbauen
- Gateways und Digipeater nutzen
- selbst ein Node- oder Mailboxbetreiber werden!
Noch Fragen?
Dann besuche unser Forum, schau dir die Bilder und Beispiele an oder tritt mit anderen Packet-Radio-Begeisterten in Kontakt. Das Projekt LK0NOD hilft dir gerne weiter – egal ob beim ersten Kabel oder beim Aufbau einer eigenen Node.